Die Sneaker von Carolin Kebekus haben uns zu einer Halle in Belgien geführt, in der Nike das sogenannte “Nike Grind” herstellt. Wir waren ziemlich baff als wir begriffen: Krass, Nike schreddert hier offenbar Neuware. Sind das etwa auch Retouren? Um das herauszufinden, kaufen wir im Online-Store von Nike nagelneue Basketball-Treter, Größe 47,5. Hier finden unsere GPS-Tracker gut Platz. Nachdem wir sie in die Sohlen geklebt haben, sieht der Schuh wieder aus wie neu. Von außen ist keinerlei Defekt erkennbar. Dann schicken wir ihn als Retoure zurück an Nike. Los geht’s!
Unsere Retoure geht ins DHL-Paketzentrum in Hamburg-Moorfleet. So weit, so gewöhnlich. Ob er am Ende wirklich im Schredder landet? Das könnte sogar gegen das Gesetz sein. Denn Neuware darf eigentlich nicht vernichtet werden. Das ist seit letztem Jahr im Kreislaufwirtschaftsgesetz geregelt.
Der Schuh zieht von einem DHL-Paketzentrum zum nächsten. Er ist jetzt in Nordrhein-Westfalen – und auf dem Weg nach Belgien?
Am nächsten Tag geht es ins Logistikzentrum nach Duisburg. Hier macht unsere Retoure eine kleine Pause.
Ein mit elf Satelliten sehr genaues GPS-Signal verrät uns: Unsere Retoure hat das Nike-Logistikzentrum in Belgien erreicht. Das Gebäude wurde mit einem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Es wird mit grüner Energie betrieben – und auf dem Gelände wurde “Nike Grind” verbaut. Ob Nachhaltigkeit hier wirklich so groß geschrieben wird? Jetzt wird’s ernst…
Wir bekommen mehrere, exakte GPS-Signale aus der Halle in Belgien, in der Schuhe zu “Nike Grind” verarbeitet werden. Für uns ist das der Beweis: Es handelt sich bei den Schuhen, die dort geschreddert werden, auch um Retouren.
Wir fahren erneut zu der Halle, geben uns als potentielle Kunden aus und bekommen eine Führung. Wir sehen etliche, neue Schuhe. Ein Mitarbeiter sagt uns, das sei normal. An den Schuhen können wir weder einen Defekt noch Gebrauchsspuren erkennen. Unter einem Nike-Schuh liegt sogar noch ein Retouren-Schein. Später räumt eine Nike-Sprecherin ein, dass zumindest Retouren, „die Anzeichen von einer möglichen Beschädigung oder Gebrauchsspuren aufweisen“, zerstört und recycelt werden. Indem der Konzern lediglich von „Anzeichen“ spricht, öffnet er einen weiten Interpretationsspielraum. Dass neue, makellose Schuhe vernichtet werden, bestreitet der Konzern. Die Sprecherin schreibt „Ungetragene und makellose Artikel werden zum Wiederverkauf in die Regale zurückgestellt.“ Die ganze Recherche und die Stellungnahme von Nike findest Du im Artikel.
Sein letztes Signal sendet der Tracker, den wir in unseren Retouren-Schuh eingebaut haben, von einem Abfallunternehmen, wenige Kilometer vom Schredder entfernt. Vermutlich wurde er aussortiert – und weggeworfen.
Im Artikel liest Du, was Du am besten mit deinen alten Schuhen machst. Und was Unternehmen und Politik machen müssten, um den Sneakermüll zu reduzieren.